"Geschichten für Groß und Klein"

Geschichten für „Gross und Klein“

Transkript

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00:00:00: Die Tür nach draußen.

00:00:03: Es war ein ruhiger Morgen in der Kleinstadt.

00:00:05: Ein kleines Mädchen namens Lina war blind.

00:00:09: Die Welt außerhalb des Hauses wirkte für sie groß und manchmal überwältigend.

00:00:15: Zu viele Geräusche, zu viele Türen, zu viele unbekannte Gesichter.

00:00:20: Sie blieb oft hinter der geschlossene Tür, denn draußen fühlte sie sich unsicher.

00:00:26: Die Luft war voller Möglichkeiten, aber auch voller Risiken.

00:00:30: und ihre Angst machte er manchmal schwer zu schaffen.

00:00:35: In ihrem Zimmer hörte Lina das Summen der Steckdosen, das zwitschern der Vögel durch Fenster, den Wind, der an den Scheiben rauf und runter streifte.

00:00:45: Sie liebte die Natur, die sie nur hören, riechen und fühlen konnte.

00:00:50: Den Duft von Gras, nach dem Regen, den warmen Geruch von Heu, das leise rascheln der Blätter.

00:00:58: Ihr treuster Begleiter war ihr Hund Pico.

00:01:00: Ein aufgeweckter Mischling mit goldenem Fell.

00:01:03: Pico spürte Lina's Unsicherheit und legte oft den Kopf auf ihren Schoß, als wollte er sagen, wir schaffen das.

00:01:10: Lina wusste, dass Pico ihr helfen wollte, doch die Angst war oft stärker als jeder Plan.

00:01:16: Eines Nachmittags klopfte es an der Tür.

00:01:19: Es war ihr Nachbar.

00:01:20: Ben, ein junger Mann im Rollstuhl, sportlich und fröhlich mit einem offenen Lächeln, das sofort gute Laune verbreitete.

00:01:29: Er war neu in der Straße, aber er hatte schnell gemerkt, dass Lina sich selten traute, das Haus zu verlassen.

00:01:36: Oft sei Alpico draußen warten, beobachtete ruhig, wie Lina sich zusammenzog, bevor sie überhaupt in die Flur trat.

00:01:44: Hallo Lina, rief Ben durch die offene Tür, wie er es immer tat, wenn er in der Nähe war.

00:01:50: Ich dachte, ich schau mal vorbei.

00:01:53: Möchtest du hören, was draußen los ist?

00:01:57: Lina nickte innerlich.

00:01:59: Die Worte von Ben klang freundlich, aber ihr Herz schlug aufgeregt.

00:02:04: Pico sprang herum, bellte leise und ließ sich dann wieder zu Lieners Füßen nieder.

00:02:09: Komm mit, ich zeig dir heute die Welt mit unseren Ohren, sagt Ben sanft.

00:02:14: Ich kenne einen Ort, der sich so anhört, als würde erwarten, dass man ihn betritt.

00:02:19: Gemeinsam setzte sie sich ans Fenster.

00:02:21: Ben beschrieb die Welt draußen.

00:02:24: Die Nachbarskinder, das entfernte Busgeräusch, das leise Flüstern des Windes durch die Bäume.

00:02:30: Hörst du das, Lina?

00:02:32: Das ist der Wald, der neben unserer Stadt liegt.

00:02:36: Er atmet, erlebt und dort gibt es so viel zu entdecken.

00:02:41: Pico stupste den Vorhang mit der Schnauze an, als wolle er sagen, guck, ich kann dir auch helfen, die Welt zu hören.

00:02:49: Willst du mal selbst erleben, wie sich der Wald anhört?

00:02:52: fragte bin.

00:02:53: Ich zeige dir Schritt für Schritt, wie wir vorgehen.

00:02:57: Wir starten ganz vorsichtig, nur mit dem Hör- und Fühltraining.

00:03:02: Gliener traute ihren Urnkommen.

00:03:04: Ein neues Gefühl von Wärme bereitete sich in ihr aus.

00:03:08: Sie verließen das Haus, begleitet von Pico, der freutig an Lichtungen schnupperte.

00:03:13: Ben beschrieb jeden Schritt das klicken der Rollstuhlräder auf dem Gehweg das Luftgefühl, das über die Haut zog, der Duft von frischem Gras, der aus der Nähe kam.

00:03:23: Lina's Augen eröffneten sich zwar innerlich, doch ihr Herz sah mit anderen Sinn, dem Klang des Windes, dem Gewicht des Bodens unter den Füßen, den Rhythmus der Natur.

00:03:35: Pico schnüffelte neben ihnen, manchmal hörte Lina das stille Rascheln eines kleinen Tieres hinter dem Gebüsch.

00:03:41: – Siehst du, Lina, es gibt so viel Schönes draußen, sagte Ben.

00:03:45: – Es ist okay, Angst zu haben, aber die Natur möchte auch mit dir reden.

00:03:51: Die Worte klang warm und echt und Lina spürte eine neue Art von Mut in sich wachsen.

00:03:57: Sie kehrten nach Hause zurück, doch der Gedanke an den Wald war nun kein fernes Abenteuer mehr, sondern eine mögliche Reise, die Schritt für Schritt gehen konnte.

00:04:07: In den folgenden Tagen trafen sie sich öfter.

00:04:10: Ben brachte Lina neue Geräusche der Natur näher, erklärte, wie man sich sicher orientiert und wie man das Vertrauen in die eigenen Wahrnehmung stärkt.

00:04:21: Pico war stets dabei, sein treuer Begleiter und die Stimme der Freude, wenn er etwas Neues entdeckt hatte.

00:04:28: Mit jedem Treffen lernten Lina und Ben sich mehr über sich selbst und die Welt um sich herum.

00:04:34: Die Angst blieb, aber sie bekam eine neue Bedeutung.

00:04:38: Angst war ein Zeichen, dass man etwas Wichtiges wagen möchte.

00:04:42: Wagen bedeutet, dass man beginnt die Tür nach draußen zu öffnen.

00:04:47: Am Ende eines Tages, als die Sonne hinter den Dächern unterging, sagte Ben, weißt du, Lina, das Leben ist wie ein offenes Feld.

00:04:56: Es ist voller Geräusche, Geröche und Form.

00:05:00: Man muss nur lernen, hineinzutreten.

00:05:03: Lina spürte, wie ihr Herz leichter wurde.

00:05:06: Pico legte sein Kopf auf ihren Schoß und die Wärme des Hundes beruhigte sie.

00:05:11: Sie wusste, dass sie eines Tages hinausgehen würde.

00:05:14: Nicht, weil die Angst verschwunden ist, sondern weil sie gelernt hatte, mit ihr zu leben.

00:05:19: Und sie wusste, dass sie mit Ben an ihrer Seite, mit Pico als Treu begleitet, die Natur mit allen Sinnen erleben kann.

00:05:27: Bevor Lina zurückkehrt, flüstert sie sich selbst zu.

00:05:31: Mut bedeutet nicht, keine Angst zu haben, sondern trotzdem weiter zu gehen.

00:05:37: Weißheit?

00:05:38: Mut wächst Schritt für Schritt, indem man lernt die Welt mit anderen Sinnen zu hören und zu fühlen und mit Freundschaft die Angst zu besiegen.